In seinem Dokumentarfilm Korankinder betritt Regisseur und Filmemacher Shaheen Dill-Riaz die geheimnisvolle der Welt der Koranschulen, die in Bangladesch stetig neuen Zulauf erhalten. In diesen konservativen Madrassas verbringen Kinder und Jugendliche Ihre Tage versunken im Koran. Sie durchlaufen die Ausbildung zum Hafiz, ein Titel der demjenigen verliehen wird, das heilige Buch des Islam vollständig auswendig gelernt hat. Der Film entstand 2009 als Koproduktion zwischen MAYALOK Filmproduktion und dem ZDF.
Zwölf Stunden am Tag, mindestens zwei Jahre lang. So lange benötigt ein Koranschüler im Schnitt, bis er alle 6.336 Verse des Korans auswendig gelernt hat. Rhythmisch schwingen die Schüler ihre Oberkörper über dem Koran, das soll der besseren Konzentration dienen. Dabei ist schiere Menge der Verse gar nicht das Schwierigste beim Auswendiglernen. Es ist die Sprache. Die Koranschüler sind der arabischen Sprache des Korans nicht mächtig. Sie lernen ein Buch auswendig ohne zu verstehen, was dort eigentlich geschrieben steht.
Die Eltern dieser Kinder verschwenden keinen Gedanken an diese Tatsache. Sie sind froh, die Kinder dort unterbringen zu können, wenn auch die Aussichten auf eine spätere Arbeit als Hafiz alles andere als gut sind. Doch was ist mit den Kindern selbst? Sind sie ebenso froh wie ihre Eltern, in einer Madrassa zur Schule zu gehen? Und was motiviert sie, ein Buch auswendig zu lernen, ohne es wirklich lesen zu können?
Es sind diese Fragen, die Filmemacher Shaheen Dill-Riaz dazu bewegen, Einlass in die abgeschotteten Madrassas zu suchen. Dort, wo normalerweise ein strenges Bilderverbot herrscht gelingen ihm ein einfühlsamer Blick hinter die Kulissen. Dill-Riaz schafft es, die wenigen Momente kindlicher Freiheit und Unbeschwertheit mit der Kamera einzufangen. In Korankinder stößt Dill-Riaz auf eine Welt, in der religiöse Praxis und Traditionen das Leben der jungen Menschen bestimmen.
Die Kindheit hinter sich lassen und in die Welt der Erwachsenen vorstoßen – das sind Themen denen Dill-Riaz sich immer wieder neu gewidmet hat. Wie in Der Vorführer und Der Netzwerker erforscht Dill-Riaz in Korankinder mit viel Feingefühl das Leben, die Hoffnungen und Träume seiner Protagonisten, ohne je wertend zu urteilen. Und genau das ist die große Stärke des Filmemachers und seines Werkes: Er stellt viele gute Fragen, ohne jedoch dem Zuschauer Antworten aufzudrängen.
[gap size=“30px“] [custom_headline type=“left“ level=“h5″ looks_like=“h6″ accent=“true“]Pressematerial: Korankinder[/custom_headline]